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Computer und Kirche

Luthers Bibel auf Diskette gespeichert

München (sz) - Die Luther-Bibel auf Diskette ist eines der "Großprojekte" der "Christlichen Interessengemeinschaft für Computeranwendung" (CHRIC).

Seitdem der evangelische Pfarrer Werner Küstenmacher, der hauptberuflich die Abteilung "Neue Medien" in der Evangelischen Landeskirche betreut, im Jahre 1984 die "Selbsthilfeorganisation" für computerbegeisterte Pfarrer gründete, erreichen ihn fast täglich Zuschriften und Anrufe von ratsuchenden Theologen und kirchlichen Mitarbeitern.

"Der Computer im Pfarramt erfreut sich einer steigenden Nachfrage", stellt Küstenmacher, selbst ein leidenschaftlicher Computerfan, zufrieden fest. Bereits zehn von 60 evangelischen Pfarrern in München arbeiten mit elektronischer Textverarbeitung.

In einem Pilotprojekt, das die Landeskirche in vier Münchner Kirchengemeinden durchführt, wird jetzt eigens erprobt, was die PC-Computer an Arbeitserleichterung im Alltag der Pfarrämter bringen können. Pfarrer Markus Weidemann von der Nazarethgemeinde ist nach anfänglicher Skepsis zum überzeugten Computer-Anhänger geworden: "Nachdem wir genügend Software hatten, standen unsere Mitarbeiter Schlange vor dem Bildschirm".

Das von Werner Küstenmacher herausgegebene Informationsheft "CHRIC-Brief", das im evangelischen Pressedienst erscheint, unterrichtet regelmäßig mit vielen Tips und Tricks über den neuesten Stand der Computer-Technik. Vorgestellt werden zum Beispiel Systemprogramme, die jetzt schon spezielle theologische Bedürfnisse bedienen. Lieblingsthema der neuesten Ausgabe: Hebräisch und Griechisch aus dem Computer. Es sei kein Wunder, das CHRIC ausgerechnet in München entstanden sei, meint Küstenmacher. "München ist ein kleines Silicon Valley, da kommen wir immer an neueste Informationen ran."

Wenn der CHRIC-Mitgliederstamm von derzeit etwa 500 Interessenten weiter zunimmt, wird bald eintreten, was sich Pfarrer Küstenmacher von seiner Initiative erhoffte: Ein Netzwerk von christlichen Computerbesitzern, die ihre Erfahrungen mit dem neuen Medium Computer austauschen. Ethische Bedenken gegen die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung hat der Computerpfarrer nicht: "Solange der PC Hilfsmittel des Menschen bleibt, sehe ich keinen Grund zum Warnen".

Andreas Beuthner
(Süddeutsche Zeitung, 21.4.1987)

 

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